About me

[huge_it_slider id=“6″]

Headline mit „Bedeutender Künstler“

Kurzer Anreißer unter der Headline

Ein kleiner Bahnhof, eine Schranke, die noch per Hand bedient wird und jede Menge Ausflügler mit Bastmatten und großen Taschen über die Schultern gehängt – ganz offensichtlich war ich im Refugium des Künstler Jan Davidoffs am Ammersee angekommen. Ich folgte einer Einladung des Künstlers, ihn bei einem wichtigen Teil seiner Arbeit zu begleiten, dem Erspüren von Bild Motiven in der Natur, die er mit seinem „besseren Bild Gedächtnis“ – dem Fotoapparat – festhält, um die Bilder anschließend im Atelier mit Hilfe des Computers auf mannigfaltige Weise als Inspiration und Grundlage seiner oft großformatigen Kunstwerke zu verwenden. Allerdings hatte ich die Arbeit eines bedeutenden Künstlers offenbar verklärt, wie sonst hätte ich mich bald darauf nur mit Sandalen bekleidet im Unterholz oder durch einen Bach watend, moosbehangene Steilwände hinabkletternd oder die trockene Stelle eines Wasserfalls suchend wiedergefunden. Der Künstler Jan Davidoff bewegt sich ganz im Gegensatz zu mir souverän in der Natur. Bald merke ich, dass es die Magie jedes Farns, jedes Vogels, jeder Wasserschnelle ist, die den bedeutenden Künstler ihn ihm antreibt und ganz für sich einnimmt. Ich nehme mir ein Vorbild an seiner zugleich kontemplativen wie fordernden Herangehensweise und schnell eröffnet sich auch mir eine andere Welt, die Geräusche isolieren sich voneinander, das Betrachtete öffnet sich mir als Kunstwerk und zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich trotz der scheinbar widrigen Umstände einen Moment der Muße: Die Wirkung der Natur breitet sich in mir aus. Ich verstehe den Begriff „Naturalisation“, der Buchtitel von Jans neuem Kompendium, schließlich der Grund meines Ausflugs. Der Künstler und ich sitzen vor seiner kleinen Hütte, er erzählt mir, woher seine durchaus neue Faszination für die Natur kommt, er, dessen Bilder sich seit geraumer Zeit vorwiegend mit dem Menschen als Masse auseinandersetzten. Die sei keineswegs ein Widerspruch, da Natur im 21. Jahrhundert sich vorwiegend als kulturhistorische Landschaft präsentiere, so der Künstler. Daraus ergebe sich ganz folgerichtig ein Zusammenhang oder vielleicht doch ein Widerspruch, den er zunehmend in seinen Bildern umsetzte: In welchem Wechselspiel befinden sich Mensch und Natur? Beeinflusst Kultur Natur? Oder umgekehrt? Seit Beginn der Zivilisationsgeschichte gestaltet der Mensch die ihn umgebende Natur, diese dokumentiert also stets den Status quo einer Gesellschaft. Der Künstler geht in seinen Kunstwerken aber über diese Dokumentation weit hinaus. Das wird mir klar, als ich den Maler bei seiner Arbeit mit den von uns gefundenen Bild Motiven im Atelier besuche. Die in meinem Gedächtnis gespeicherten Bilder erkenne ich in den Projektionen auf Leinwand und auf den fertigen Kunstwerken nicht wieder. Der Künstler erweitert durch seine Arrangements, Abstrahierungen und Reduzierungen die Sichtweise des Betrachters in seinem Bild, so dass er jenseits von der tatsächlichen Begegnung mit der Natur deren Sogkraft zu verspüren vermag. Genauso wie ich. Der Verstand beginnt den ihm im Kunstwerk präsentierten Ausschnitt der Natur zu verarbeiten und gewinnt seine individuelle Vorstellung der Bedeutung von Natur. Natur beeinflusst also Kultur– Naturalisation. Manchmal scheint das Naheliegende ganz weit weg zu sein, der Künstler Jan Davidoff holt es her.