Kurzer Anreißer unter der Headline
In der Grauzone zwischen figürlicher Kunst und Abstraktion bilden reale Szenerien die Grundlage von Jan Davidoffs künstlerischem Schaffen. Als Vorlage verwendet er auf seinen Reisen aufgenommene Fotografien, die er digital überarbeitet und verfremdet, wobei der Bezug zum eigentlichen Gegenstand nie ganz verloren geht.
Motivisch stößt man in seiner figürlichen Kunst immer wieder auf zwei zentrale Sujets: ausgehend von der Annahme, dass Landschaft in der Gegenwart ausschließlich kulturhistorisch und damit niemals unberührt von menschlicher Existenz zu begreifen ist, porträtiert er die sich magisch anziehenden Antipoden Natur und Kultur in ihren natürlichen und vom Menschen geprägten Stufen.
Die Verschmelzung von Figürlichkeit und Abstraktion dabei wird insbesondere in der totalen graphischen Reduktion und der kontrastierenden Farbwahl deutlich, die den Gegensatz von Natur und Kultur betonen, während die abstrakt aneinandergereihten Flächen dem Betrachter eine Dreidimensionalität suggerieren, die diesen Effekt zeitgleich aufhebt. Die farbstarken, konturenbetonten, fast holzschnittartigen Gemälde demonstrieren all die Vitalität der Sozialisation ohne jemals den figurativen Bezug zur Realität zu verlieren.
Die mimetische, realistische oder naturalistische Abbildung ist trotz des klaren Bezugs zur figürlichen Kunst jedoch niemals die Intention des Künstlers. Vielmehr fühlt man sich an die von Arno Holz postulierte Formel „Kunst = Natur – x“ erinnert, wobei es Jan Davidoff nicht den Naturalisten darum geht, das „x“ so gering wie möglich zu halten. Vielmehr wird dieser Parameter zur zentralen Aussage hinter der figürlichen Kunst, wenn sich der Betrachter angesichts von Menschenmenge, Kathedralen, Hochhäusern, unendlichen Bachläufen oder des Dickichts des Waldes fragt: Wer oder was ist Kreatur und wer der Kreator? Wer schafft was? Oder vielmehr, was schafft wen? Grenzen heben sich auf und Naturgesetze verschwimmen ebenso wie die Grenze zwischen abstrakter und figürlicher Kunst.